Meine neue Heldin heißt Flora. Flora kommt aus der Ostschweiz, aus Herisau, und ist das perfekte Beispiel dafür, daß man trotz ländlicher Umgebung und teilweise nicht optimal ausgebauter Infrastruktur Beruf, wettbewerbslastigen Hochleistungssport und Familie durchaus unter einen Hut bringen kann. Flora leistet im Beruf Beachtliches und gehört in der Schweiz zu den Top Vertreterinnen ihrer Branche. Außerdem hat Flora schon 10 Kinder in die Welt gesetzt und liebevoll aufgezogen, davon zweimal Zwillinge, und das ohne große Einschränkungen bezüglich ihres Berufs- oder Leistungssportlebens hinnehmen zu müssen. Die Kinder haben sie nicht etwa daran gehindert, sondern ihr vielmehr noch geholfen, sich in den letzten 10 Jahren beruflich konstant weiterzuentwickeln.
MacGyver, mein bisher unangefochtener Held, konnte ja schon in jeder denkbaren ausweglos scheinenden Situation seinen Hintern am Ende doch noch optimal retten (evtl. sogar in der auf meinem T-Shirt :-), aber nicht mit 10 Kindern. Das hätte wohl selbst bei ihm zu einem Nervenzusammenbruch und dem Ende seiner beruflichen Karriere geführt. Flora hingegen gibt wirklich alles - vor allem aber gibt sie Milch. 7500 kg pro Jahr, um genau zu sein. Schon allein das wäre ein Grund, sie als Ehrengast und würdevolle Repräsentantin der Gattung Holsteiner Fleckvieh auf die OLMA, die Ostschweizer Landwirtschafts- und Maschinenausstellung (sprich, der St. Galler Maimarkt und Großereignis hier in der Gegend), einzuladen und wichtigen Leuten zu präsentieren. Doch neben tadelloser Erfüllung ihrer Pflicht als Milchkuh glänzt Flora auch in ihrem leistungssportlichen Hobby, dem Rennsport. Gesponsort vom Rennstall Red Bull und mit einer eleganten Reiterin, die vermutlich auch ihre Besitzerin ist, auf dem Rücken entschied sie souverän sowohl den Vorlauf als auch das Finale des jährlichen OLMA Kuhrennens für sich (hier gibts das Video vom Finale). Und im Gegensatz zu ihren tierischen Kollegen aus dem Schweinerennen hat sie auch nicht zu befürchten, in ein paar Monaten als Schnitzel in einer Schweizer Bratpfanne zu landen. Nein, ganz im Gegenteil. Vermutlich wird sich Flora noch weitere 10 Jahre eines ruhigen frischluftlastigen Weidelebens erfreuen, hin und wieder den ein oder anderen Nachwuchs in die Welt setzen und mit regelmäßiger Teilnahme an Wettkämpfen Besitzerin, Rennstall und dem Örtchen Herisau zu Ruhm und Ehre verhelfen.
Und vielleicht kann sich MacGyver, aufgrund des Mauerfalls seit 20 Jahren arbeitslos und sicherlich ganz furchtbar gelangweilt, ein neues Hobby zulegen und sich der Nachwuchsförderung von Rennkühen widmen - und täglich mit einer sorgsam ausgewogenen Mischung aus Kuhfladen, etwas Waschpulver, heißem Öl und einem Chinaböller die Schläuche der Melkmaschine in Sekundenschnelle von Kalk und Fett befreien.
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